Chiemgau-Zeitung
Sanierung oder Neubau? Artikel vom 05.11.2015

Groß ist der Wasserschaden im Anbau des Waldorfkindergartens - was auch Carmen Dettendorfer vom Trägerverein der Einrichtung feststellen muss. Foto pü © OVB
Vor einer Weichenstellung steht der Trägerverein des Waldorfkindergartens in Prien: Nach einem Wasserschaden ist der Anbau schon seit Monaten nicht mehr benutzbar. In einer außerordentlichen Versammlung wollen die Mitglieder nun Anfang nächsten Monats Nägel mit Köpfen machen. Sanierung oder Neubau lautet die Frage, die sie zu entscheiden haben.
Prien - Der Holzboden ist zum Teil entfernt, der Putz da und dort abgetragen, in der Mauer klafft ein Loch: Der Raum im kuppelförmigen Anbau, der sich an das Haupthaus anschmiegt, gleicht seit Monaten einer Baustelle. Der Trägerverein hat alles auf den Kopf gestellt, ein Baugutachter hat den Wasserschaden genau untersucht. Das Ergebnis der Nachforschungen war am Ende jedoch ernüchternd. Warum ist das Wasser in die Wände eingedrungen? Eine Antwort auf diese Frage habe der Trägerverein, wie Andrea von Hoermann vom Vorstand in einem Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung sagte, nicht bekommen.
Diese Untersuchungen wie auch jene Überlegungen, wer denn letztlich für den Schaden haftet, muss der Trägerverein jetzt aber hintanstellen. Der Grund: Die Zeit drängt. Als der Wasserschaden auftrat, zog die Dornröschengruppe aus dem Anbau ins Haupthaus. Dort sind die Kinder nun im Dachgeschoss provisorisch untergebracht - was das Landratsamt auch genehmigte. Doch die Behörde in Rosenheim setzte dem Trägerverein eine Frist: Die Erlaubnis, den Raum im Dachgeschoss zu nutzen, ist bis August 2016 befristet. Damit ist der Trägerverein aufgefordert, bis dahin den Anbau entweder zu sanieren oder neu zu errichten.
Dornröschengruppe zog vom Anbau ins Haupthaus Alles andere als alt ist diese Kuppel. Erst 1998 hat der Trägerverein den Anbau in Holzständerbauweise erstellt. Er griff damals tief in die Tasche, um den Betrieb des Kindergartens zu erweitern: Er schuf einen neuen Raum und eröffnete eine dritte Gruppe. Groß war die Freude - und groß war ebenso die Verwunderung, dass der Anbau jetzt schon baufällig ist.
Anfang des Jahres hat der Wasserschaden zum Handeln gezwungen. Im Januar sei, wie Hoermann zurückblickte, die Dornröschengruppe aus- und in das Haupthaus umgezogen. In den folgenden Wochen und Monaten förderten dann Untersuchungen Schritt für Schritt das ganze Ausmaß des Schadens zu Tage. Die Holzständer seien, wie sich Hoermann an die unliebsamen Überraschungen, die der Trägerverein erleben musste, erinnerte, "ganz marode" gewesen. Die Wände seien "nass" gewesen, die Feuchtigkeit sei hochgestiegen, das Mauerwerk sei "in den Händen zerfallen". Und weiter: Schimmel habe sich ausgebreitet.
Um den Schaden begutachten und vor allem auch die Frage nach dessen Ursache klären zu lassen, holte der Trägerverein einen Baugutachter mit ins Boot. Genaue Untersuchungen folgten. Und nach vielen Wochen präsentierte der beauftragte Gutachter schließlich auch genaue, aber für den Trägerverein wenig erfreuliche Ergebnisse. Kurzum: Reichlich Wasser sei in den Kuppelbau eingedrungen und habe an vielen Stellen große Schäden verursacht.
Der Trägerverein steht jetzt vor einer gewaltigen Herausforderung: Er muss den Anbau teilsanieren oder aber ihn abreißen und einen Neubau schaffen. Der eine wie der andere Weg ist jedoch sehr teuer: Die Kosten betragen schätzungsweise - wie Hoermann berichtet - 140000 Euro im einen beziehungsweise sogar 335000 Euro im anderen Fall. Die Ausrichtung des Vorstandes: Ein Neubau ist besser als eine Sanierung. Letztlich jedoch ist die Maßnahme, die der Trägerverein ergreifen kann, allein eine Frage des Geldes - und damit eine Frage, wie viel Unterstützung dem privaten Träger der Einrichtung in den nächsten Wochen und Monaten zuteil wird.
Der Trägerverein hat bereits vor einiger Zeit eine Gruppe gebildet, die das weitere Vorgehen plant. Die Federführung in diesem Kreis liegt in den Händen von Carmen Dettendorfer - und auch und gerade sie weiß, dass vor dem Trägerverein ein finanzieller Kraftakt liegt. Der Bauschaden sei, wie sie mit Blick auf das Gutachten sagt, "immens". Und weiter: "Da wir als gemeinnütziger Verein keine entsprechende Rücklagenbildung haben, sind wir von öffentlichen Geldern - von Förderungen - wie auch Spenden und Stiftungen abhängig." Dettendorfer macht kein Hehl daraus, was passiert wenn nicht genügend Geld in die Kasse kommt: In diesem Fall müsse der Kindergarten die Zahl der Plätze "stark reduzieren".
Weil er schlicht und ergreifend ein möglichst große finanzielle Hilfe braucht, hat sich der Trägerverein schon auf die Suche nach potenziellen Förderern gemacht - zum Teil bereits mit Erfolg: Die Gemeinde Prien und deren Bürgermeister haben schon, wie Dettendorfer berichtet, "ihre Unterstützung angezeigt - worüber wir sehr dankbar sind". Nichtsdestotrotz werde ein Teil der Kosten nur über Spenden gedeckt werden können. Und so hofft sie nun auf breite Unterstützung. "Wir freuen uns über jeden Euro."
Wer helfen will, kann seine Spende auf ein Konto überweisen, das der Trägerverein eingerichtet hat:
Sparkasse Rosenheim IBAN: DE38 7115 0000 0000 2625 84 BIC: BYLADEM1ROS Verwendungszweck "Projekt: Wasserschaden am Anbau".
Weitere Informationen erhalten Interessierte im Internet unter www.waldorfkindergarten-prien.de.
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